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Bogenschießen bei den Regensburger Bogenschützen

Eine Sportart mit vielen Seiten: Hochleistungssport - Familiensport - Heilgymnastik - Meditation. 

Da das Bogenschießen 1972 in München wieder zur olympischen Disziplin wurde, erfreut sich diese Sportart zunehmender Beliebtheit.

 

Dennoch ist der Umgang mit Pfeil und Bogen noch zu keinem Massensport geworden. Die meisten Bogenvereine oder -abteilungen sind relativ klein. Entsprechend familiär geht es auch im Kreise der Regensburger Bogenschützen zu.

 

Es gibt wenige Sportarten, die so viele Bedürfnisse des Menschen von heute gleichzeitig befriedigen können. Jeder, der über zwei gesunde Arme verfügt, ob jung oder alt, ob körperlich beeinträchtigt oder nicht, ob Mann oder Frau, kann diesem Sport das ganze Jahr über nachgehen.

 

Für den einen ist das Bogenschießen die Verwirklichung eines Kindertraumes, das Spiel mit dem Bogen, für den anderen die Freude an einem schönen, eleganten Bewegungsablauf, für den dritten sportliche Betätigung. Ganz gleich was man sucht - das Bogenschießen bietet Entspannung vom Alltag, was bis zur Meditation gehen kann, wie sie im Zen-Buddhismus gepflegt wird. Bogenschießen kann Freizeitspaß mit der ganzen Familie oder im Kreis Gleichgesinnter bedeuten, wobei die Bewegung an der frischen Luft nicht zu kurz kommt. Das Bogenschießen dient gerne zur heilgymnastischen Kräftigung des Oberkörpers oder zur sportlichen Betätigung, wenn man an den Rollstuhl gefesselt ist und sich gleichwertig mit Gesunden messen möchte. Für manche führt das Bogenschießen zum Hochleistungssport, der höchste Anforderungen an Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit stellt.

 

Der Anfänger wendet sich am besten an einen Verein, der die notwendige Anleitung sicherstellt, das Sportgerät vermitteln und zu Erfolgserlebnissen verhelfen kann. Zunächst wird man sich mit einem geliehenen Bogen begnügen, um später zu entscheiden in welche Richtung das eigentliche Interesse geht. Davon wiederum hängen die Kosten der Ausrüstung ab, die von 200,-- € für den Freizeitsportler - bis zu 1.500,-- € für einen Spitzenschützen reichen.

 

In Regensburg übernehmen die Regensburger Bogenschützen gerne die fachkundige Betreuung von Anfängern. Zahlreiche Meisterschaftserfolge, die von der Bayerischen- über die Deutsche- bis hin zur Europameisterschaft reichen, zeugen von der Qualität der sportlichen Arbeit und Ausbildung.

Kurzgeschichte des Vereins

Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie England, Frankreich oder Belgien, in denen es Bogengesellschaften gibt, deren Geschichte bis in das 13. und 14. Jahrhundert zurückreicht, kennen in Deutschland nur Armbrustgilden eine vergleichbare Tradition. Das Bogenschießen ist in Deutschland eine junge Sportart, die erst 1955 im Rahmen des Deutschen Schützenbundes auf nationaler Ebene organisiert wurde. Damit gehören die Regensburger Bogenschützen, die 1959 durch Abspaltung vom großen Stahl, einer Armbrustgilde, entstanden, zu den älteren Bogenvereinen Deutschlands.

 

Zunächst handelte es sich um eine kleine Gruppe um Josef Krön, die auf eigene Faust, ohne die nötigen Mittel, ohne Unterstützung oder Anleitung, aber voller Begeisterung ihrem wenig bekannten Hobby nachging, ständig auf der Suche nach einem geeigneten Bogenplatz, bis es schließlich gelang, auf der Standortschießanlage der Bundeswehr in Neudorf ein geeignetes, sicheres Gelände zu pachten, und dort eine Bleibe zu finden.

 

Das Jahr 1972 stellt in der Vereinsgeschichte einen Wendepunkt dar. Das Bogenschießen wurde olympische Disziplin. Möglicherweise dadurch angeregt verdoppelte sich die Mitgliederzahl der Regensburger Bogenschützen im darauffolgenden Jahr. Neue Leute brachten neue Ideen, neuen Schwung und mit Siegfried Gratzl einen neuen Vorstand, der als Unternehmer nicht ruhte, bis der Verein auf eine gesunde finanzielle und materielle Basis gestellt worden war. Klaus Happ als Jurist sorgte für eine Satzung, die eine Eintragung als gemeinnütziger Verein ins Vereinsregister ermöglichte. Klaus Schulz nahm sich intensiv der sportlichen Belange an, so dass der Erfolg nicht lange auf sich warten ließ.

 

In den Jahren 1974-1980 erfreuten sich die Ratisbona Fita Sternturniere bei Deutschlands Bogenschützen zunehmender Beliebtheit. Vereinsmitglieder qualifizierten sich regelmäßig zur Bayerischen und zur Deutschen Meisterschaft und bald war man auf eine ganze Anzahl von Meistertiteln stolz.

 

Parallel zu den sportlichen Leistungen verbesserten die Nachfolger von Siegfried Gratzl, Walter Münzberg und Josef Felixberger die Vermögenslage des Vereins, so dass dieser bald über ein bescheidenes, aber eigenes Vereinsheim verfügte.

 

Klaus Schulz, als Vereinsvorstand, kümmerte sich zusätzlich um das Bogenschießen auf Gau- und Bezirksebene und sorgte als Übungsleiter für die Nachwuchsarbeit. Als nationaler und internationaler Kampfrichter vertrat er die Regensburger Farben auf zahlreichen internationalen Turnieren, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften sowie bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, Seoul, Barcelona, Atlanta und Sydney.

Auch wenn es in den folgenden Jahren um den Leistungssport etwas ruhiger wurde, boten die Regensburger Bogenschützen Interessenten angenehme Entspannung vom Arbeitsstress, einen 'ruhigen' Schießsport für alle Altersgruppen, der körperlich kräftigt, oder einen anspruchsvollen, eleganten Wettkampfsport. Im Kreis von gleichgesinnten Sportlern fand und findet man immer fachkundige Anleitung und freundliche Atmosphäre.

Mit der Zulassung des Compoundbogens als Wettkampfdisziplin erlebten die Regensburger Bogenschützen einen erneuten Aufschwung im Leistungsbereich mit Spitzenplatzierungen, die bis zur Deutschen Meisterschaft reichten. Besonders muss in diesem Zusammenhang der Name Martin Beiel erwähnt werden, der sich durch seine Leistungen einen festen Platz in der Nationalmannschaft sichern konnte.

 

Als Klaus Schulz 1998 vom Vorsitz zurücktrat, wurde der langjährige Einsatz von Bruno Held gewürdigt, indem die Vereinsversammlung die Führung des Vereins mit überwältigender Mehrheit in seine Hände legte. Bruno Held führte die Geschicke des Vereins 14 Jahre lang. Unermüdlich kümmerte er sich um die Platzpflege, den Feldkurs, sorgte für einwandfreie Ständer und Scheiben. Die Zahl der Mitglieder verdoppelte sich während seiner langjährigen Schützenmeisterzeit und er stellte seinen Verein auf eine gesunde finanzielle Basis.

 

Dennoch regte sich unter den Mitgliedern der Wunsch nach Erneuerung der Vorstandschaft und bei den Vorstandswahlen 2012 entschieden sich die Vereinsmitglieder nicht nur für personellen Wechsel, sondern wählten mit Doris Gmeiner eine Frau zur 1. Vorsitzenden. Mit neuem Schwung, diplomatischem Geschick und weiblichem Charme führt sie den Verein souverän durch nicht immer einfache Situationen.

 

Seit Dezember 2017 liegt der Vorsitz des Vorstandes in den Händen von Rupert Werkmann.